Experiment des Vertrauens

Irgendwann kommt der Punkt, an dem es heißt: Jetzt mal ran an das Zeug; ausprobieren. Und da wird es schwierig. Man kann es aus Amerika einfliegen lassen oder man fällt dem Do-it-yourself Gedanken anheim und wählt ein Rezept und klickt sich zehn bis zwanzig Zutaten auf Amazon zusammen, um dann eine Monatsration für viel Geld verrotten lassen, weil es nicht schmecken könnte? Obwohl das "schmecken" bei einem Experiment nicht zu den Hauptkriterien gehört. Eher schon, ob ich es vertrage, ertrage oder es mich satt macht. - Eine Langzeitstudie wollte ich zu diesem Zeitpunkt vermeiden. Vielleicht drei Mahlzeiten oder Hungerstillung für eine Woche.
Zum Glück sind die Niederländer europaweit in Sachen Nahrung immer ein Stück weiter. Ein 'Starterpaket' ist unkompliziert ausgewählt und geliefert worden.
Der erste Pluspunkt, bei dieser Wahl: 1,80€ je Mahlzeit - Beat this!
Auch aus Deutschland kann man Soylent beziehen. Dort wird es auch in einem schöneren Marketing-Sprech beworben, der mir abgeht. Oder wer es ganz spannend mag, kann sich verschiedene Soylentderivate aus allen Herrenländern anschauen.
Da anscheinend Geschmack zählt, sind in dem Queal-Paket die Soylent-Beutel mit unterschiedlichen Geschmäckern angereichert. Zum Beispiel: Banane, Schokolade, Erdbeere, Vanille und was weiß ich nicht. So ganz kann ich mich der Philosophie nicht anschließen, denn ein Liter braune Pampe wird nicht deliziöser, wenn es nach Banane duftet. Es bleibt braune Pampe. Ich finde es sogar hinderlich, wenn eine Schere zwischen Optik und Geschmack besteht.
Schade, das ich erst jetzt anfange zu berichten, sonst lägen diesem Post noch schöne Fotos bei, wie der Postbote vorbei kam oder wie es in dem Paket aussah. Ein Unboxing-Video wäre bestimmt auch knorke gewesen. ... Whatever ...
Jetzt kommts drauf an. 175g Pulver (1/3 eines Beutels) in den beigelegten Trinkkanister, 400ml Wasser drauf und einen Teelöffel vom Öl dazu. Das ganze wird geschüttelt und fertig ist die Laube.
Mein erster Gedanke war: WTF! In meinen Schlund habe ich schon viel Mist reingeworfen. Aber sowas?! Wie gesagt, es ist braune Schlotze.
Es hat aber einen weiteren Pluspunkt: Man wird satt. Drei Mahlzeiten am Tag, werden in der Tat davon erschlagen. Ein Hungergefühl stellt sich zwar gelegentlich ein, aber ein Schluck und der ist weg. Ich finde es sogar sehr hilfreich, eine Pulle über den Morgen verteilt zu mir zu nehmen, da ich keinen schweren Magen mehr für eine Stunde habe und dann unmittelbar wieder Hunger bekomme. Ein zweites oder drittes Frühstück fällt dann flach. Heurika! So geht es denn den weiteren Tag, immer mal wieder einen Schluck oder zwei.

Drei Wochen habe ich mich nun davon ernährt. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass die ein oder andere Pulle durch klassische Nahrung ersetzt wurde. Die bekam dann auch die Wertschätzung, die sie verdiente. Zeit, Geld und Geschmacksnerven konnten sich dieser Mahlzeit dann voll und ganz hingeben.
Weitere Veränderungen konnte ich auch an mir feststellen. Positiv ist z.B., das meine Verdauung viel besser in Wallung kommt. Nachteilig ist dann aber, dass man es jetzt auch hören kann. Angenehm ist auch, dass die Nahrung nicht mehr so schwer im Magen liegt und ich nach dem Essen nicht so ermatte. Einiges werde ich noch herausfinden und als Pro & Contra-Liste an dieser Stelle noch festhalten.